Die schöne Stadt!

 

Uwe Altrock / Sandra Huning

 

1. Die schöne Stadt – wieder ein Thema!

 

Als wir vor einigen Jahren begannen, über einen Sammelband zur „Schönheit in der Stadt“ nachzudenken, schien das Thema noch eines zu sein, das nur von wenigen Planungsforscherinnen explizit beachtet, geschweige denn bearbeitet wurde. Dann veröffentlichte das Institut für Stadtbaukunst an der Technischen Universität Dortmund im Mai 2014 die sogenannte Kölner Erklärung zur Städtebau-Ausbildung mit dem Titel „Die Stadt zuerst!“, die von einer Reihe von Professoren mit großem Namen und großer Erfahrung unterzeichnet worden war (Höing et al. 2014). In der Diskussion, die dadurch losgetreten wurde, wurde sehr schnell erkennbar, dass das Thema in aktuellen Planungsdebatten zwar möglicherweise weniger explizite Aufmerksamkeit erhalten hatte, als die Unterzeichner sich dies offenbar wünschten, dass es aber große Leidenschaft unter den vielen Architekten, Städtebauerinnen und Planerinnen hervorzurufen vermag, die sich mit Stadtgestaltung und mit der Ausbildung in diesem Feld beschäftigen. Entsprechend starke Reaktionen gab es auf die Erklärung – von uneingeschränkter Zustimmung über Kopfschütteln bis zur ironischen Distanzierung war alles dabei.

Die Kölner Erklärung vertritt die These, dass die städtebauliche Qualität städtischer Räume heute stark zu wünschen übrig lässt, was die Autoren und Unterzeichner auf eine fehlende Kooperation zwischen den beteiligten Disziplinen und auf eine mangelhafte städtebauliche Ausbildung zurückführen. Die aufgeführten Kernkompetenzen, die den Studiengängen Architektur, Stadt- und Raumplanung sowie Verkehrswesen zur Behebung dieses Mangels vorgeschlagen werden, lesen sich allerdings für Planungsforscherinnen an interdisziplinär ausgerichteten Planungsfakultäten – von denen es durchaus viele gibt im deutschsprachigen, aber auch im europäischen Raum (eine davon sogar gleich neben dem Institut für Stadtbaukunst in Dortmund) – eher mit Unverständnis: Zwar mag die Kooperation und die Etablierung eines inter- oder gar transdisziplinären Austausches zwischen den Disziplinen aus unterschiedlichen Gründen nicht immer gut gelingen, aber dass städtebauliche Qualitäten nicht isoliert, sondern nur unter Berücksichtigung ökonomischer, sozialer, ökologischer und kultureller Perspektiven und auch prozeduraler Aspekte entstehen können, müsste allen Absolventinnen eines planerischen Studiengangs klar sein.

So war das Echo gemischt. Mit der Initiative „100% Stadt“ meldeten sich im Juli 2014 quasi postwendend Planer und Städtebauerinnen zu Wort, die auf der Komplexität von Stadtentwicklung bestanden und darauf, dass es bei einer besseren Städtebauausbildung wohl kaum um ein Beharren auf einem einheitlichen „Einmaleins des Städtebaus“ gehen könne, sondern vielmehr um lokal angepasste Strategien im Umgang mit aktuellen Herausforderungen wie kultureller Vielfalt, Sparzwängen oder Klimawandel gehen müsse (Altrock et al. 2014, vgl. auch Altrock 2014). Dabei stellten sie die Problemlösungskompetenz von Planern, die in Teams mit unterschiedlichen Kompetenzen und Perspektiven arbeiten, in den Mittelpunkt einer guten Ausbildung für die Entwicklung einer lebenswerten Stadt.

Aus Aachen kommentierte ein generationenübergreifendes Autoren-Team ebenfalls im Juli 2014 mit der „Aachener Polemik!“ die Kölner Erklärung (Berding et al. 2014). Die Autorinnen wendeten sich gegen das dort aus ihrer Sicht durchschimmernde „Gott-Vater-Modell“ der Planung, bei dem Weisheit, Gestaltungswille, Schaffenskraft und Kompetenz des Fachmanns – hier: des gut ausgebildeten Städtebauers – zu einer guten Lösung führen (die Fachfrau war in dem Modell bekanntlich noch nicht vorgesehen, aber wir gehen davon aus, dass sie in heutigen Zeiten natürlich immer mitgedacht wird, ohne dass das Modell seinen Namen aufgeben muss). Die Aachener Autorinnen kommen zu der optimistischen Einschätzung, dass die durch die Erklärung angestoßene Diskussion möglicherweise „publik macht, wie viel (auch Gestalt-) Kompetenz landauf und landab schon vermittelt wird“ und sie damit „zu einer Stärkung einer gesellschafts- und prozessorientierten Definition der Fachdisziplin führt“ (S. 2).

Neben diesen beiden eher städtebaulich-planerischen Positionen ergriff eine Reihe von Architektinnen und Journalisten eher Partei für die Kölner Erklärung oder versuchte, die Debatte angesichts der Herausforderungen in der Praxis als abgehoben darzustellen (vgl. etwa Guratzsch 2014, Stimpel 2015; vgl. aber auch Bundesfachschaft für Stadt- und Raumplanung o.D.). Dabei wurde deutlich, wie kritisch die Fähigkeiten der Städtebauer in der Praxis und die komplizierten gesellschaftlichen Prozesse bei der Herbeiführung städtebaulicher Entscheidungen sowie deren Umsetzung von vielen Beobachterinnen gesehen werden. Die fachliche Debatte nahm noch einmal zusätzlich Fahrt auf, als sich im Rahmen der von Christoph Mäckler und Wolfgang Sonne organisierten 6. „Konferenz zur Schönheit und Lebensfähigkeit der Stadt“ zahlreiche Unterzeichner der verschiedenen Erklärungen über die jeweiligen Thesen und insbesondere die Rolle der Ausbildung austauschten (Mäckler/Sonne 2016).

 

1.1 Das Dilemma der städtebaulichen Qualitätsdebatte

Doch neben der Aktualität der öffentlichen Diskussion, die seit 2014 intensiv geführt wird, gibt es einige weitere Anlässe, sich mit der Schönheit von Stadt zu befassen. Sie sollen im Folgenden unter den Stichworten Problematik des Qualitätsbegriffs, Unbehagen an der kapitalistisch dominierten Stadtentwicklung und Verhältnis zwischen Fachleuten und Laien subsumiert werden. Eine fachliche Auseinandersetzung mit Qualitätsverständnissen begleitet den neuzeitlichen Städtebau insbesondere seit der industriellen Urbanisierungswelle (vgl. etwa Nerdinger 1988, Reinborn 1996). Die Frage nach der angemessenen städtebaulichen Form, sofern sie nicht stark durch technische oder ökonomische Rahmenbedingungen vorgeprägt wird, ist vielfach von normativen Ansprüchen an die Stadtgestalt geprägt, die aus einer Auseinandersetzung mit historischen Stadtvorbildern erwächst. Die Schnelligkeit der technischen Entwicklungen und die vermeintliche Vernachlässigung menschlicher Bedürfnisse ist dabei eine wesentliche Triebkraft. So ist die Geschichte der Städtebautheorie voll von Verlusterzählungen und Referenzen auf „gewachsene“ Stadtbilder des Mittelalters (wie im Werk Sittes, vgl. Sitte 2002) einerseits sowie von der Suche nach Wegen zu einer Überwindung überkommener Stadtvorstellungen (wie in der Propagierung von Gartenstädten oder der modernen Formel von „Licht, Luft und Sonne“) andererseits. Die Grundlage, auf der die jeweiligen Vorstellungen aufbauen, erwächst zwar im Hinblick auf ihre Anprangerung von Missständen einer Analyse überbelegter Industriestädte, doch stützt sie sich in ihren Vorstellungen von Qualität weniger auf intersubjektiv abgesicherte oder gar kollektive Wertmaßstäbe, sondern häufig auf eher subjektive Einschätzungen. Nicht selten spielt dabei die Suche nach einer Vereinbarkeit städtischer und naturräumlicher Merkmalen eine Rolle („vorne die Friedrichstraße und hinten die Ostsee“, vgl. Tucholsky 1927). Bis heute hat sich gerade in der Fachdebatte aufgrund der enormen Vielfalt und Komplexität dessen, was Stadtgestalt ausmacht, eine Ungenauigkeit in der Bezeichnung von Qualitäten erhalten, der auch jüngere Versuche einer Kriterienbasierung nicht beigekommen sind (vgl. etwa BBSR 2012, BBR 2007). Die Forderung nach Qualität bleibt im architektonischen und städtebaulichen Diskurs vielfach eine Leerformel oder ein sprachlicher Code, der Nicht-Eingeweihte ausgrenzt, ohne die impliziten Verständigungen aufzudecken, nach denen in einem kleinen Zirkel von Fachleuten (in Wettbewerbsjurys, auf Tagungen, bei der Präsentation von Entwürfen) Bewertungen vorgenommen werden. Eine Auseinandersetzung über Schönheit, hervorragende städtebauliche Qualität oder gute Stadtgestalt bleibt daher oft an der Oberfläche und eröffnet mannigfache Möglichkeiten, aneinander vorbei zu reden. Dies gilt ohnehin für mündliche Debatten. Schriftlich geführte Debatten über einzelne städtebauliche Entwürfe, Ensembles oder Ideen sind wiederum eher selten, und begeisterte oder auch polemisch kritisierende Äußerungen lassen sich nur mühsam auf ihre Wertmaßstäbe zurückführen. Ideologische Aussagen überlagern kritische Analysen, und Anlässe für nachvollziehbare grundsätzliche und präzise geführte Auseinandersetzungen zu bestimmten Orten und Entwürfen sind eher rar (vgl. dazu beispielsweise die unterschiedlichen Einschätzungen zum Frankfurter Europaviertel, wohl einem Anlass für die Formulierung der Kölner Erklärung, bei Mäckler 2016, Aurelis 2016 und Stadtplanungsamt Frankfurt 2016).

 

1.2 Die Wahrnehmbarkeit der Stadtgestalt und Hintergründe ihrer Entstehung

Betrachtet man die reale Stadtproduktion und ihre Bewertung, so wird deutlich, dass Städtebau als kollektives Unterfangen stets mit der Herausforderung ringt, kollektiv über eine längere Zeit und über einen eng begrenzten Ort hinweg eine innere „Kohärenz“ der Stadtgestalt herzustellen, die sich überdies der Wahrnehmung und Nutzung erschließt. Im Spannungsfeld zwischen kollektivem und individuellem Handeln spielen die Verfügungsgewalt über Grund und Boden und die Mobilisierung von Kapital eine zentrale Rolle dabei, wie sich überhaupt städtebauliche Gestalt manifestieren kann. Kohärenz von Stadtraum kann sich aus einer Dominanz öffentlicher städtebaulicher Aktivitäten ergeben, aber auch aus starken öffentlichen Vorgaben und Einflussnahmen für privates Handeln, einer hohen Kapitalkonzentration in den Händen weniger privater Akteure oder aus einer impliziten Logik, die aus geteilten Vorstellungen und Möglichkeiten unabhängig voneinander handelnder Akteure entsteht. Bis heute ist weitgehend ungeklärt, welcher der genannten Konstellationen welche Leistungsfähigkeit bei der Herstellung städtebaulicher Gestalt zukommt. Immer wieder wird allerdings eine in den derzeit vorherrschenden kapitalistischen Systemen der Stadtproduktion bestehende Kapitalkonzentration in den Händen privater Konzerne kritisiert, die aufgrund ihrer Logik der Kapitalverwertung an kollektiver Stadtproduktion wenig Interesse zeige, aber aufgrund der geringen Handlungsfähigkeit der öffentlichen Hand kaum auf städtebauliche Qualität zu verpflichten sei (erst kürzlich Hascher 2016, vgl. auch bkult 2013). Diese These harrt allerdings jenseits der architektonischen Qualität für den Städtebau der systematischen Überprüfung. Dies gilt nicht nur dahingehend, ob andere Konstellationen einer Verteilung relevanter Ressourcen der Stadtproduktion tatsächlich leistungsfähiger bei der intentionalen Herstellung oder der emergenten Entstehung von Kohärenz sind, sondern auch hinsichtlich der Frage danach, welche brachliegenden Potentiale der derzeitigen Konstellation innewohnen. Jedenfalls bietet die kapitalistische Stadtproduktionslogik eine einfache Projektionsfolie für die Ablehnung vermeintlich banaler, heterogener, eigensüchtiger oder maßstabsloser städtebaulicher Produkte. Sie lassen sich häufig als eine Spielart der Ablehnung von Anonymität interpretieren, einem klassischen Merkmal der Großstadt, die sich nicht nur in der Fremdheit zwischenmenschlicher Begegnungen ausdrückt, sondern auch als wahrgenommener Verlust von Kontrolle über die eigene Umwelt und deren Veränderung. Die kapitalistische Stadtproduktion scheint diese Ängste idealtypisch zu bedienen: in dem Verlust des „menschlichen Maßstabs“, in der Beschleunigung, in der Bedrohung des wehrlosen Einzelnen durch den übermächtigen Konzern, sei es beim Kauf von Grundstücken, der Verdrängung von Mietern durch zahlungskräftigere Nachfragerinnen, bei der Zusammenlegung von Parzellen und dem daraus resultierenden Verlust kleinteiliger Vielfalt zugunsten monotoner Großstrukturen, sei es bei der Ablösung des „Bauherren“ durch den (ungreifbaren) „Investor“. Widersprüchlich bleibt daran, dass die Manifestation von öffentlichen Repräsentationsbedürfnissen in der Stadt, die wesentlichen Anteil an der städtebaulichen Gestalt hat, offenbar ähnlichen Mechanismen gehorcht und ebenfalls „Entfremdungstendenzen“ Vorschub leistet. Für den räumlich-gestalterischen Ausdruck einer Differenzierung von Bedeutung ist sie zentral, und das stellt in vielen Städten eine wichtige Grundvoraussetzung für die Ablesbarkeit städtebaulicher Strukturen sowie die Unterscheidung positiv wahrgenommener kohärenter von monotonen stadträumlichen Strukturen dar. Allerdings scheint sie derzeit auf wesentlich weniger Ablehnung zu stoßen als privatwirtschaftliche Repräsentation – möglicherweise deshalb, weil die Idee, öffentliche Bauten repräsentierten die Bürgerinnen oder ein wie auch immer definiertes Gemeinwesen immer noch schlüssige Erzählungen zu erzeugen vermag. Widersprüchlich erscheint weiter, dass die Manifestation von kapitalistischen Repräsentationsbedürfnissen (wie im Fall der öffentlichen) häufig Ausdruck von Kapitalkonzentration in den Händen großer Stadtproduzenten ist und damit mindestens in besonderer Weise in der Lage scheint, Kohärenz und Intentionalität größerer zusammenhängender Gestaltideen in der Stadt überhaupt herzustellen. Welche Bedeutung weiteren, möglicherweise kollektiven (etwa in der Form eines freiwilligen Poolens von individuell vorhandenen Ressourcen wie in einer Genossenschaft) oder partnerschaftlich organisierten (etwa im Zusammenspiel öffentlicher Regulierung und kleinteiliger individueller Ausgestaltung) Akteurinnen der Stadtproduktion im Rahmen einer simultanen Berücksichtigung konfligierender Ziele (Kleinteiligkeit, Differenzierung und Überschaubarkeit einerseits sowie Kohärenz andererseits) zukommt, wäre weiter zu untersuchen. Weiterhin harrt die Frage einer Antwort, welche Akteurskonstellation der hier kurz erwähnten eigentlich in welchem Grad Repräsentationsbedürfnisse verwirklichen können soll, um die Einheitlichkeit eines städtebaulichen Erscheinungsbilds zu modifizieren und zu akzentuieren. Oder auf welche Weise sollten ansonsten differenzierende Akzente hergestellt werden?

Klassisch erscheint dabei das Dilemma der Höhendominante: Waren mittelalterliche Geschlechtertürme zwar bisweilen Ausdruck von eitler Ressourcenverschwendung für unwirtschaftliche und kaum genutzte Gebäudeaufbauten, so sind sie in ihrer Schlichtheit und Zurückhaltung doch als integraler Bestandteil der stadträumlichen Struktur interpretierbar; Kirchen wiederum markieren, trotz des spätestens im 19. Jahrhundert albern erscheinenden Rennens um das höchste Gebäude, sehr bewusst zentrale Orte der Stadt mit relativ zurückhaltenden, schlanken Höhenakzenten. Sie dürfen für sich über eine lange Zeit reklamieren, wesentliche Zentren von Gemeinschaftlichkeit zu bilden, so dass Kirchtürme als „angemessener“ Ausdruck von Repräsentationsbedürfnissen in der Stadt angesehen werden. Doch wie steht es um Bürohochhäuser in der Stadt des 20. und 21. Jahrhunderts? Aufgrund ihrer Wirtschaftlichkeitsanforderungen erfordern sie immer größere Grundrisse, beginnen damit die Idee einer vertikalen Akzentuierung durch ihre „Dicke“ zu konterkarieren und sind an ihrem Fuß häufig nicht mehr stadtverträglich integrierbar. Aufgrund der von ihnen verkörperten Idee einer selbstsüchtig erscheinenden, sich geradezu Gemeinsinn verweigernden Zuspitzung der spätkapitalistischen Finanzwirtschaft wirken sie kaum mehr wie ein integraler Teil der Stadt als verräumlichtem Ausdruck der Gesellschaft. Welche Form der Repräsentation erscheint hier legitim, die nicht in Dominanz abgleitet? Oder wäre eine von Dominanz geprägte Form der Repräsentation ebenso legitim und angemessen wie zu anderen Zeiten die geometrische Ausrichtung ganzer Straßennetze auf die absolutistische Residenz – und schon damit aufgrund der besonderen Zuspitzung einer Form von stadträumlicher Kohärenz, in der alles auf die real vorfindbaren Machtzentren ausgerichtet ist?

 

1.3 Für mich bist Du schön - Das -Verhältnis zwischen Fachleuten und Laien als Ausgangspunkt für kontroverse Schönheitsansprüche

Die bisherigen Ausführungen eröffnen bereits ein weites Spannungsfeld, in dem sich Debatten über Schönheit in der Stadt bewegen. Ein weiterer Anlass für die Auseinandersetzung ist dabei aber noch gar nicht angesprochen, obwohl er seinerseits einen Dauerbrenner im Umgang mit Schönheit darstellt: die Frage danach, wie Schönheit professionell definiert wird und wie sich innovative fachliche Positionen in diesem Zusammenhang mit den Wahrnehmungsmustern und Bedürfnissen der Alltagsnutzerinnen von Stadt in Einklang bringen lassen. Dieses Expertinnen-Laien-Verhältnis prägt viele Fachdiskurse in Wissenschaft und Kunst (vgl. für die Architektur Rambow 2000). Für den Städtebau weist es aus mehreren Gründen eine besondere Komplexität auf. Dabei geht es zunächst um die Frage, inwieweit die städtebauliche Formgebung überhaupt mit künstlerischem Anspruch betrieben werden kann und betrieben wird. Im Gegensatz zur freien Kunstproduktion ist städtebauliche Formgebung gerade nicht zweckfrei und nicht nur sich selbst genug. Form stellt sich im Zusammenspiel und mit der geschickten wechselseitigen Bezugnahme ästhetischer und funktionaler Ansprüche ein, und es bleibt zu fragen, welchen Raum dabei überhaupt eine innovative oder gar avantgardistische Suche nach neuer Form einnehmen soll. Welchen Übersetzungsschwierigkeiten deren mögliche Resultate ausgesetzt sind, zeigen anschaulich fast eineinhalb Jahrhunderte Kunstrezeption mindestens seit impression, soleil levant (Claude Monet). Doch wohnt der städtebaulichen Form eine noch viel größere Zumutung als der reinen Kunst inne, insofern als sie per definitionem zur öffentlichen Angelegenheit wird, der kaum jemand ausweichen kann, die vielschichtig sein muss, weil sie vielen Menschen gleichermaßen dienen muss, nicht nur im Hinblick auf deren divergierende Bedürfnisse, sondern auch auf ihre unterschiedlichen Geschmäcker. Hinzu kommt das enorme Beharrungsvermögen städtebaulicher Produkte – einmal in die Welt gesetzt, bleiben sie Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte erhalten und emanzipieren sich durch den Gebrauch von ihren Schöpferinnen.

 

2. Worüber sprechen wir eigentlich? Begriffsverständnisse und Kommunikation über Schönheit in der Stadt

 

All diesen Fragen nachzugehen, nimmt sich der vorliegende Band - im Zusammenspiel mit einem weiteren geplanten - vor. Er nähert sich dabei aus unterschiedlichsten Richtungen. Erst in der Zusammenschau vielfältiger Positionen wird es möglich sein, die Fragen ansatzweise zu beantworten – um dann möglicherweise neue Fragen aufzuwerfen. Der Schwerpunkt soll dabei in diesem Band auf einer theoretischen und fachlichen Annäherung liegen. Daher ist zunächst zu klären, was überhaupt mit Schönheit gemeint sein könnte, einem Begriff, der von vielen Fachleuten als irreführend, verklärend, rückwärtsgewandt oder einseitig gebrandmarkt wird, bis hin zu einer Scheu oder gar Ablehnung, sich mit ihm überhaupt auseinanderzusetzen. Diese Scheu ist, so meinen wir, tief in den Erfahrungen einer spätmodernen Architektur- und Städtebaudebatte verwurzelt, aus ihr spricht die redliche Abneigung gegen jede vorschnelle Instrumentalisierung eines vermeintlich unerklärbaren, vorrangig emotionalen Zugangs zu städtebaulicher Form oder gar deren Verabsolutierung, die abweichende Positionen tendenziell auszuschließen droht. Die Motive, die einer solchen Scheu zugrunde liegen, sind respektabel, ja, sie sind bei jeder Annäherung an das Phänomen der städtebaulichen Form immer mitzudenken. Dennoch plädieren wir an dieser Stelle für eine grundsätzliche Auseinandersetzung über Denkweisen, Ziele und Möglichkeiten der Herstellung und Wahrnehmung von Schönheit in der Stadt. Dabei geht es uns ganz bewusst darum, die Bedeutung städtebaulicher Form ernst zu nehmen und zu fragen, welchen Stellenwert die Wahrnehmung von Schönheit für das Wohlbefinden im städtischen Alltag hat. Damit ist in keinerlei Hinsicht eine Zurücksetzung anderer zentraler Funktionen von Stadt und der Aufgaben bei ihrer Erfüllung verbunden – insbesondere, was die Rolle wesentlicher Nachhaltigkeitsherausforderungen anbetrifft, also die Wirtschaftlichkeit, Gerechtigkeit und Umweltverträglichkeit städtischen Lebens heute und in Zukunft. Eine Thematisierung von Schönheit geht allerdings davon aus, dass eine Reduzierung auf diese Funktionen eine Verkürzung bedeuten würde, dass sie ebenfalls wichtige Fragen unbearbeitet ließe.

Wichtig ist dabei zu betonen, dass Schönheit keine Interpretation einer besonders gelungenen Verwirklichung dieser Funktionen darstellt, eine nachhaltige Stadt nicht automatisch aufgrund ihrer Nachhaltigkeit als schön bezeichnet werden sollte. Form und Gestalt sowie deren Wahrnehmung und Bewertung stehen dagegen am Ausgangspunkt der Frage nach Schönheit. Es mag im Einzelnen dabei durchaus eine diskutierbare Position sein, dass Schönheit darin besteht, einen konsequenten und angemessenen räumlichen Ausdruck funktionaler Anforderungen zu finden, wie dies die Moderne getan hat. Die heftige Debatte über das städtebauliche Erbe der Moderne deutet aber bereits an, dass form follows function keine per se richtige, Alleingültigkeit behauptende oder andersartig mit Legitimation ausgestattete Definition von Schönheit ist.

 

2.1 Schönheit als philosophischer Begriff

Was könnte also Schönheit von Städten bedeuten? Ein erster Zugang wird sich mit der philosophischen Debatte über Schönheit allgemein beschäftigen müssen, die zunächst unabhängig von Städten oder gar Stadträumen geführt wird. Diese Diskussion kann hier nicht annähernd nachgezeichnet oder auch nur skizziert werden. Bemerkenswert erscheint in der begrifflichen Eingrenzung die Kantsche Formel vom „interesselosen Wohlgefallen“ (vgl. für eine vertiefende Diskussion Zahiri in diesem Band). In ihrer Grundsätzlichkeit macht sie zunächst deutlich, dass sich das Wohlgefallen unabhängig von einem bestimmten Zweck und dessen möglicher Überhöhung als immanente erstrebenswerte Qualität einstellen kann. Eine Rückführung auf die besondere Funktionsfähigkeit allein, die bereits eine kognitive Leistung der Auswahl und Bewertung bestimmter Qualitäten voraussetzt, soll damit also nicht gemeint sein. Wohlgefallen als subjektive Empfindung entzieht sich zwar einer kriterienbasierten Objektivierung. Bei aller Unterschiedlichkeit von Empfindungen, die Wohlgefallen auslösen, ergäbe es mindestens vor dem Hintergrund empirischer Erfahrungen keinen Sinn, sie als gänzlich subjektives und damit der intersubjektiven Verständigung entzogenes Phänomen zu begreifen. Das Postulat von Schönheit stellt sich in diesem Zusammenhang jedoch als fluid dar – die Verständigung auf das, was schön sei, ist durch die Kommunikation darüber beeinflussbar, über die Zeit veränderlich und niemals als absolut, sondern höchstens als erklärungsbedürftige, von einer signifikanten Anzahl miteinander lose kommunizierender Individuen geteilte Vorstellung anzusehen. Erklärungen für den Grad, den Inhalt, die Reichweite und die relative Stabilität der intersubjektiven Verständigung lassen sich potentiell in unterschiedlichsten Feldern finden, die Aufschluss über die Entstehung von Empfindungen auf der einen Seite und Kollektivierungsprozesse auf der anderen geben. Allein aus einer deduktiven Annäherung an das, was den Begriff Schönheit ausmachen könnte, werden sich aber keine hinreichenden empirischen Belege für die Tragweite eines kollektiven Schönheitsverständnisses ergeben.

 

2.2 Schönheit von Städten im alltagssprachlichen Verständnis

Man mag vermuten, dass die minimale philosophische Verständigung auf die Idee des interesselosen Wohlgefallens auch zur Umschreibung eines alltagssprachlichen Schönheitsbegriffs taugt. Viel weiter hilft das jedoch zur Einschätzung auch nicht. Ohne einer eingehenden Auseinandersetzung mit der Frage vorgreifen zu können, lassen sich aus einer Reihe von Beobachtungen über alltagsweltliche Schönheitsverständnisse und die Identifikation mit bestimmten Städten und Stadtquartieren sowie relativ stabilen Bildern davon, welche Städte jenseits von Fachdiskursen als weitgehend „interesselos“ attraktiv gelten, bestimmte vorläufige Schlüsse ziehen. Dabei spielen bewährte Bilder eine besondere Rolle. Zwar sind kollektive Schönheitsvorstellungen einer Veränderung durch gesellschaftliche Lernprozesse zugänglich, doch liegt es nahe, dass diesbezügliche Gewöhnungsprozesse langsam ablaufen und daher eine latente Spannung zwischen avantgardistischen sowie alltagsweltlichen Schönheitsvorstellungen normal ist. Ob sich avantgardistische Vorstellungen kollektiv bewähren können, ist von Natur aus offen. Es hängt von einer Reihe von Faktoren ab, wie sie in Bezug auf Städte in den Kanon alltagsweltlicher Vorstellungen übergeführt werden, von der Veränderung gesamtgesellschaftlicher Herausforderungen, denen sie sich stellen (sozioökonomische und technologische Veränderungen), und den Möglichkeiten, die zu ihrer Integration bestehen (verfügbare Ressourcen, Lernprozesse). Gesellschaftliche Transformationen, an denen sie ihren Ausgang nehmen, betreffen nicht zuletzt den Grad der Urbanisierung, die Herrschaftsform, das Mensch-Natur-Verhältnis und schließlich auch den Stellenwert des künstlerischen Ausdrucks, der in die bauliche Umwelt investiert wird. Die Auseinandersetzung über die industrielle Urbanisierung und den Historismus zeigt dabei beispielsweise, dass durch gesellschaftliche Umbrüche jenseits der Befriedigung von Elementarbedürfnissen ein Wunsch nach gestalterischem Überschuss besteht, der gerade nicht mit funktionalistischen Prinzipien allein befriedigt werden kann. Er greift auf tradierte Schönheitsvorstellungen zurück, die sich im Stadtbild wahrnehmbar niederschlagen, für bestimmte funktionale Bereiche der Stadt spezifische Ansprüche formulieren und auf unterschiedlichen Maßstabsebenen gestalterisch ganz unterschiedlich ausdrücken. Mindestens die Ebene des Städtebaulich-Kompositorischen und der visuellen Benutzeroberfläche sind dabei offenbar zu nennen. Auf ersterer werden Anordnungen von öffentlichen Räumen, Gebäuden und raumstrukturell prägenden Bepflanzungen in ihrem Zusammenspiel wahrgenommen.

Traditionelle Ableitungen beziehen sich einerseits immer wieder auf die mittelalterliche Vorstellung von Kompaktheit und vermeintlich organischem Wachstum, das die Differenziertheit von kleinteiligen Elementen in einen wahrnehmbaren Zusammenhang bringt, ohne diese Elemente einer übergeordneten Rigidität unterzuordnen. Mit anderen Worten beruht diese Schönheitsvorstellung wohl auf der Wahrnehmung eines gesamthaften Musters, das im Detail Abweichungen erlaubt (Gebäudeversprünge, Differenzierungen im Fassadenbild, Straßenkrümmungen usw.). Das Muster ist über mehrere Maßstabsebenen insofern selbstähnlich, als es jedwede wahrnehmbare Struktur durch Details auf einer tieferen Maßstabsebene weiter feingliedert – den Straßenraum durch parzellengebundene Einzelgebäude, die Gebäudefassade durch Fenster und Wand, Fenster und Wand durch Ausführungsdetails. Hierdurch wird die städtebaulich-kompositorische Ebene mit der visuellen Benutzeroberfläche verknüpft. Auf die Konsistenz des gestalterischen Ausdrucks mit dem funktionalen Zusammenhang kommt es dabei aus einer naiven Betrachterperspektive ebenso wenig an wie auf den formalen Detailreichtum, solange sich eine gewisse Balance zwischen den Maßstabsebenen einstellen kann: Auffälligerweise macht diese die Schönheitswahrnehmung des historistischen Straßenbilds in keiner Weise wie etwa in Riga davon abhängig, ob die Stuckornamentik aus der Gotik, der Renaissance oder des Barocks die Funktion des jeweiligen Gebäudes repräsentieren möchte (so werden dort etwa Renaissanceformen für Bildungseinrichtungen verwendet) oder nicht. Und ebenso wenig lehnt sie die Schaugiebel des wiederaufgebauten Prinzipalmarkts in Münster ab, weil diese gegenüber ihren Vorgängern vereinfacht sind.

Neben diesen Bezügen zu mittelalterlichen Wurzeln werden immer wieder welche zu repräsentativen Ordnungen hergestellt. Klare, leicht ablesbare Hierarchien gestalterischer Elemente besitzen hier zwar ebenfalls Staffelungen über unterschiedliche Maßstabsebenen hinweg, zeichnen sich aber im Gegensatz zu dem mittelalterlichen Paradigma durch Geradlinigkeit, straffe Ordnung und Blickbeziehungen aus, die ihre Spannung aus der systematischen Überlagerung zweier oder gar mehrerer Ordnungssysteme gewinnen – beispielsweise dem Schachbrettmuster und der radialkonzentrischen Ordnung im Hinblick auf das Straßenraster sowie der repräsentativen Großgebäude, des Stadtpalastes und des einfachen Stadthauses bei den Gebäudetypologien. Hier steht in der Wahrnehmung weniger das scheinbar ungeplante Muster mit seinen vielfältigen, aber im Einzelnen unbedeutenden Abweichungen im Mittelpunkt als die bewusste Inszenierung, die wenige starke Überhöhungen herausgehobener Elemente gegen das unscheinbare, aber präzise eingehaltene Regelwerk setzt.

Es würde zu weit führen, die Möglichkeiten einer Überwindung derartiger traditioneller Grundtypen in alltagsweltlichen stadtbezogenen Schönheitsvorstellungen im Einzelnen zu diskutieren und zu systematisieren, doch es soll hier noch auf die verschiedenen Ansprüche hingewiesen werden, die funktionalen Bereichen der Stadt zukommen. So wird die Schönheit „einer Stadt“ in der Regel immer zu weiten Teilen an dem Eindruck gemessen, den ihr Zentrum vermittelt. Dieses wird als Brennpunkt kollektiver Identität  angesehen und geschätzt („ich gehe in die Stadt“ bedeutet ja häufig nichts anderes als „ich gehe ins Zentrum“). Das bedeutet allerdings nicht, dass an andere Teile der Stadt gar keine gestalterischen Ansprüche herangetragen werden. Im Grundsatz dürfte gelten, dass von konventionellen Wohngebieten wesentlich höhere Grünanteile und ein „menschlicher Maßstab“ gefordert werden, während die städtebaulich-kompositorischen Merkmale nach ähnlichen Prinzipien wie Zentren wahrgenommen werden, ihnen aber eine geringere Bedeutung zugeschrieben wird. Interessant ist wiederum, was als Gegenteil von Schönheit begriffen und wo es verortet wird: übermäßige Heterogenität, Schmucklosigkeit, Maßstabslosigkeit und „Gesichtslosigkeit“. Während übermäßige Heterogenität als Ausdruck übergroßer Individualität beispielsweise in Einfamilienhausgebieten beklagt wird, kann eine Identifikation mit dem eigenen Grundstück diesen generell negativen Eindruck durch Aneignung aber ebenso brechen wie im Fall von Großsiedlungen, die von ihren Bewohnerinnen häufig aufgrund ihrer großzügigen Grünflächen durchaus geschätzt werden. Anderswo fällt die Aneignungsfähigkeit hingegen praktisch völlig weg: an heterogenen Ausfallstraßen oder in Gewerbe- und Industriegebieten, in denen die genannten Einzelmerkmale auf die Spitze getrieben vorkommen, aber nicht mehr durch Aneignung gemildert werden – höchstens als gut oder schlecht gepflegt mögen sie dann noch erscheinen. Der wahrgenommenen Schönheit von Städten tun sie allerdings kaum Abbruch, wenn diese sich eines Zentrums, einiger prägender Hauptstraßen und bedeutender Wohnquartiere erfreuen dürfen, die als schön gelten können.

 

2.3 Reden über Schönheit und Qualität in der Stadt: Zwischen Tabuisierung und Fetisch

Führt man sich die relative Stabilität dieser Konstellation vor Augen, dann wird deutlich, dass ungeachtet von Veränderungen in der allgemeinen Wahrnehmung von Schönheit zahlreiche Faktoren kaum beeinflussbar scheinen: die positive Rolle von Aneignungsfähigkeit und wichtigen Identifikationsorten, die negative Rolle von übermäßiger Heterogenität, Gesichtslosigkeit und nicht balancierter Unmaßstäblichkeit – also von gestalterisch nicht aufgefangenen Maßstabssprüngen und Überforderungen eines trotz aller Verführungen durch repräsentative Form auf eine Wahrnehmung von Kleinteiligkeit „geeichten“ Publikums. Analog zur Kunst wird allerdings dennoch im Städtebau seit langem eine reflexionsgesättigte Fachdebatte geführt, die ästhetischen Wert erst mithilfe eines geschulten Blicks nachweist und in diesem Zusammenhang deren Aufgabe in der städtebaulichen Praxis normativ verschiebt. Schönheit kommt in gebrochener Form vor, um widersprüchliche gesellschaftliche Rahmenbedingungen der Stadtproduktion zu thematisieren. Sie wird durch bewusste Thematisierung und Inszenierung gesellschaftlicher Veränderungsprozesse in den entschlüsselungsbedürftigen Stadtraum eingeschrieben, dessen Decodierung alternative Formen von Schönheit aufdeckt. Den eingeschriebenen Bedeutungsgehalt lesen zu können, wird zum Distinktionsmerkmal einer reflektierten Fachlichkeit, die sich bewusst von der „einfachen“ Benutzung von Stadt absetzt. Schönheit wird zur kulturellen Kategorie, und ihre fachlichen Protagonisten entwickeln künstlerische Ambitionen zu ihrer Verfeinerung, die andere Schönheitsverständnisse zusehends zu überwinden oder ergänzen versuchen. Dissonanz wird – ähnlich der Musik und der bildenden Kunst – zu einem Werkzeug in der ästhetischen Produktion, das, bewusst eingesetzt, Hinweisfunktion übernimmt und Spannungsaufbau betreibt, eingebettet in im Idealfall komplexe, mehrfach codierte und somit in unterschiedlicher Weise lesbare Stadträume. In diesem Zusammenhang spielen Brüche im Stadtraum eine produktive Rolle, oder es wird sogar einer alltagsweltlich vermeintlich als hässlich empfundenen Stadt etwas abgewonnen, indem auf die Komplexität der Bedeutungsebenen verwiesen wird, die sich in der gebauten Umwelt aufeinander schichten (vgl. den Beitrag von Nolte in diesem Band). Dies impliziert ein neues Verhältnis zu „grittiness“, also der Kraft der „Ungeschminktheit“, die sich insbesondere in einer Ästhetik des überkommenen industriellen Erbes Bahn bricht und ihre Parallelen in der Landschaftsgestaltung findet (vgl. Körner 2010, Hauser 2001). Auf den Punkt bringt diese Denkweise beispielsweise die Antwort auf die Kölner Erklärung, das bereits erwähnte Manifest „100 % Stadt“ (Altrock et al. 2014). Nicht zufällig entstammen seine Initiatorinnen einem beruflichen Umfeld, das selbstverständlich mit den vielfältigen städtebaulichen Herausforderungen und gestalterischen Brüche des Ruhrgebiets sowie den spätestens seit der „IBA Emscher Park“ verbreiteten Stadtentwicklungsstrategien umgeht und für sie auch städtebaulich-gestalterisch konsequente Ansätze gefunden hat.

Fachliche Kommunikation über Schönheit in der Stadt ist dabei den allgemeinen kulturellen Mechanismen ästhetischer Reflexion ausgesetzt. Diese schreckt aufgrund gesellschaftlicher Erfahrungen mit einer (politischen) Instrumentalisierung des Schönheitsbegriffs häufig grundsätzlich vor seiner Verwendung zurück. Tendenziell entsteht so ein moralischer Druck, sich für die Benutzung des Begriffs zu rechtfertigen – einerseits, indem ein Komplexitätsnachweis erbracht werden soll, der vor Banalität und schneller Entwertung durch „Sattsehen“ schützt, andererseits, indem eine explizite Abgrenzung von Instrumentalisierungstendenzen gefordert wird. Die maßstabsbezogene Zwitterrolle der Architektur zwischen der Gestaltung von Objekt und dessen Einbettung in den jeweiligen räumlichen Kontext beschränkt die entwurflichen Möglichkeiten, durch ein Bauvorhaben Beiträge zur Weiterentwicklung des Stadtraums zu leisten. Die ästhetische Reflexion über Stadt eröffnet Spielräume für eine Ausnutzung der fachlich verfeinerten Schönheitsverständnisse, die von Entwurfsverfasserinnen für die Selbstdarstellung ihrer Architektur genutzt werden.

Nicht aufgelöst ist in diesem Zusammenhang der latente Widerspruch zwischen der Vorliebe vor allem der Architektur für Schlichtheit und Reduziertheit mit dem hier nachgezeichneten Komplexitätsdiskurs. Trotz der Bedeutung von Komplexität und der damit im Zusammenhang stehenden Bedeutung einer „Einheit in der Vielfalt“, die für die städtebauliche Diskussion eine besondere Rolle spielt, findet sich auch im städtebaulichen Kontext durchaus eine Parallele zur Wirkung „reduzierter“ Formen. Sie sind gekennzeichnet von Prägnanz, unmittelbarer sinnlicher Wirkung und Kraft – die sofortige und nachhaltige Eingängigkeit eines ästhetisch wahrnehmbaren Zeichens, sicher nicht abschließend auf die Ursprünge seiner Wirkung hin analysierbar, scheint sich auch bei der Wahrnehmung bestimmter Stadträume einzustellen, die offenbar keine erklärende Interpretation als Sehhilfe erfordern und dennoch nicht monoton, in ihrer Maßstäblichkeit abweisend oder in ihrer Dominanz unangemessen erscheinen. Vermutlich wird es umstritten bleiben, inwiefern die Wahrnehmung derartiger Orte und besonderer Räume über den jeweiligen kulturellen Kontext hinweg geltenden Konstanten folgt. Es liegen dabei Hinweise vor, dass sowohl einzelne Orte in der Stadt als auch größere stadträumliche Zusammenhänge eine solche Kraft entfalten (vgl. den Beitrag von Trieb in diesem Band). Betrachtet man etwa die Innenstädte von Siena, Fes oder New York, so wird deutlich, dass eine derartige Faszination von ganz unterschiedlichen Stadttypen ausgehen kann und nur unwesentlich auf die Qualität der Einzelgebäude zurückgeht.

Die reflektierende Verfeinerung des Schönheitsverständnisses führt im Zusammenspiel mit zunehmend komplexer werdenden fachlichen Anforderungen anderer Art an den Stadtraum zur Herausbildung eines Diskurses, der nicht nur in der Lage ist, sich von einer allgemeinen Diskussion über Schönheit von Stadt abzusetzen, sondern darüber hinaus häufig auch Rechenschaft über das jeweils zugrunde gelegte Begriffsverständnis schuldig bleibt. Die Verwendung des Begriffs „Qualität“ signalisiert im fachlichen Diskurs einen generellen Anspruch, der nicht immer expliziert werden kann und damit konfrontiert ist, eine intersubjektive Verständigung zwischen Protagonistinnen mit unterschiedlichen Präferenzen herzustellen zu müssen. Diese Präferenzen sind nicht immer argumentativ belegbar, und mithin wird der Rekurs auf den Begriff Qualität, der das Streben nach Schönheit im Städtebau vielfach verdrängt hat, zu einer Ersatzhandlung: Mit ihm wird signalisiert, dass ein anerkanntes Verfahren zur Herstellung ebendieser Intersubjektivität eingefordert wird. Der Qualitätsbegriff wird so bisweilen zum Fetisch, wenn er inhaltlich entleert ist und lediglich ein schwammiges Bekenntnis dahintersteckt, mitunter strategisch eingesetzt zur Förderung der Interessen der eigenen fachlichen Position in der schwierigen gesellschaftlichen Auseinandersetzung. Das klassische Beispiel hierfür stellt der Ruf nach Qualität in Teilen der Architektenschaft dar, die mit ihm eigentlich signalisieren, auf einem Wettbewerbsverfahren zu bestehen, ohne jedoch größere Leidenschaft für die Formulierung von dessen Ausschreibungskriterien zu entwickeln. Folgt man diesem Ruf, wird die Produktion von Schönheit – abgesehen von den vielfältigen schwierigen Herausforderungen, denen die Produktion von Stadtraum jenseits ästhetischer Kategorien genügen muss – den Diskursmechanismen und verfeinerten Verständnissen einer engen fachlichen Gemeinschaft überantwortet. Tendenziell entsteht so ein Vorrang des vermeintlich Innovativen gegenüber dem Bewährten, der jedoch an die in der fachlichen Gemeinschaft geteilten Normen gebunden ist.

 

3. Eine ästhetische Wende?

 

Vor diesem schwierigen Hintergrund erscheint die oben angesprochene Vehemenz keineswegs selbstverständlich, mit der die Kölner Erklärung formuliert und kommentiert wurde. Obwohl der Schönheitsbegriff in der Fachdebatte vermintes Terrain darstellt und eine außerfachliche Klage über die mangelnde Schönheit unserer Städte eher Anlass zur fachlichen Distanzierung zu geben scheint, hat die Kölner Erklärung einen Nerv getroffen. Doch nur scheinbar wird damit in der Reflexion über Städtebau ein neues Kapitel aufgeschlagens (Wieder-)Erstarken von Positionen, die sich mit ästhetischen Fragen im Städtebau normativ befassen, kann auf eine längere Vorgeschichte verweisen, die im Folgenden als „ästhetische Wende“ bezeichnet werden soll. Bemerkenswert an den Unterzeichnern der Kölner Erklärung ist vermutlich weniger die Tatsache, dass sie sich für schöne Städte einsetzen, als die Tatsache, dass sich für dieses Statement eine illustre und recht heterogene Gruppe von namhaften Fachmännern zusammengefunden hat, die ganz unterschiedliche Motive zu verfolgen und Temperamente zu verkörpern scheinen. Sie reichen von charismatischen Vorkämpfern eines Bekenntnisses zum Wert der Schönheit, die sich nicht zu fein sind für öffentliche Auseinandersetzungen, in denen sie vehement mit nicht immer gut belegten Thesen „auf den Putz hauen“ und dabei eine Ächtung in weiten Teilen ihrer Kollegenschaft riskieren, bis hin zu den Vertretern leiser Töne. Dass sie sich zusammenfinden, deutet darauf hin, wie gefestigt das ideologische Fundament einer ästhetischen Wende in der Fachwelt inzwischen ist, aber auf der anderen Seite auch darauf, wie schwer es ihr fällt, sich in einer zunehmend komplexeren Stadtproduktion zu behaupten – geschweige denn, hegemonial zu werden.

 

3.1 Gestalten statt reden: das Selbstverständnis einer ästhetischen Wende?

Zu verstehen ist die ästhetische Wende als lose verbundene fachliche Bewegung, die gestalterischen Fragen im Städtebau zu einem größeren Stellenwert verhelfen möchte, nur in der Abgrenzung zum rationalen Planungsmodell und der kommunikativen Wende in der Stadtplanung. Der Aufstieg des rationalen Planungsmodells in der „Planungseuphorie“ der reifen Moderne in den 1960er Jahren schien eine umfassende Planbarkeit von Städten durch möglichst umfassende Informationsgewinnung und -verarbeitung in greifbare Nähe zu rücken. Methodisch ist in diesem Zusammenhang wichtig, dass integrierte Planungsverfahren weit über die gestalterisch geprägte Planungslogik eines Generalbebauungsplans für die Siedlungsplanung der Nachkriegszeit hinausgehen wollten und weit reichende Anforderungen an eine integrierte Stadtentwicklung stellten, die die Bedeutung der städtebaulichen Form schon in der planerischen Entscheidungsvorbereitung relativierten. In der kritischen Auseinandersetzung mit den baulichen Ergebnissen der städtebaulich-architektonischen Moderne – wie dem Bau von Großsiedlungen an der städtischen Peripherie und der Flächensanierung – im Übergang zum letzten Viertel des 20. Jahrhunderts kehrte allerdings keineswegs die vom städtebaulich-gestalterischen Formfindungsprozess angeleitete oder wenigstens stark mitbestimmte Idealwelt des universellen Schöpfergeists zurück, die Schönheit mit Funktionalität zu vereinen können glaubte (vgl. hierzu Selle 2005, Siebel 2006). Vielmehr haben sich im Zuge der Kritik am rationalen Planungsmodell allmählich stark kommunikative Elemente durchgesetzt. Mit ihr einher gingen umfangreiche Beteiligungsrechte und eine zivilgesellschaftliche Selbstermächtigung in Planungsfragen, über deren Wirkung man zwar geteilter Meinung sein kann, die jedoch sowohl auf der methodischen als auch auf der Selbstverständnisebene die Rolle der Planung und die zumindest in den westlichen Industriestaaten fundamental verändert haben. Aufgrund der Erkenntnis, dass Planung zwischen Akteuren verhandelt wird und Gegenstand politischer Auseinandersetzungen ist, begann die Planung sich stärker als Moderator von kommunikativen Prozessen zu verstehen und eine ihrer edelsten Aufgaben darin zu sehen, Machtungleichgewichte in kommunikativen Arrangements zu entschärfen und so dem Habermasschen Ideal eines machtfreien Austauschs von Argumenten näher zu kommen (vgl. Habermas 1981; Forester 1989). Wo jedoch Planung als gesellschaftlicher Prozess grundsätzlich offen für vielerlei Arten von Akteurinnen wird, steht auch die Durchsetzungsmacht von Experten in Frage. Diese Infragestellung erreicht auf unterschiedlichen Wegen auch den Städtebau – etwa in der Stärkung von infrastrukturellen Versorgungsansätzen, der Betonung von Aneignungsmöglichkeiten, örtlichen Bedürfnissen und Bewohnerinteressen, dem Verständnis von Stadtentwicklung als Management der funktionalen Struktur und weniger der städtebaulichen Formgebung, oder in der Besinnung auf den Bestand in einer Krise der Expansion von Städten durch öffentlichen Siedlungsbau.

Der damit verbundene tendenzielle Bedeutungsverlust der städtebaulichen Formgebung geht einher mit einer Veränderung planerischer Aufgabenstellungen und Instrumente wie etwa dem Aufkommen des Nachhaltigkeitsanspruchs und der Bestandsorientierung in den 1980er Jahren. Sein vielleicht augenfälligster Ausdruck ist der flächenhafte Rahmenplan, der die Verräumlichung planerischer Ziele im Wesentlichen in abstrakten zweidimensionalen Darstellungen vornimmt und nicht zuletzt davon geleitet ist, quantitative Versorgungsmaßstäbe realisieren zu helfen, die dazu erforderlichen Grundstücke zur Verfügung zu stellen und die wesentlichen Funktionen sinnfällig anzuordnen. Wenngleich es sich bei diesem Ansatz um eine revolutionäre Errungenschaft handelt, die in relativ flexibler Weise dafür sorgt, in immer komplexer werdenden Städten besser auf Fragen räumlicher Effektivität, Effizienz und Gerechtigkeit achten zu können, wird er doch für seine Vernachlässigung gestalterischer Fragen deutlich kritisiert. Architekten bringen diese Kritik nicht selten in der Formel auf den Punkt, Stadtplanerinnen seien nicht in der Lage, die dritte Dimension mitzudenken. Selbst in Zeiten einer projektorientierten Planung, die insbesondere in den 1990er Jahren die an ihrem umfassenden Steuerungsanspruch als gescheitert geltende integrierte Stadtentwicklungsplanung ablöst und die vielfältigen städtebaulichen Herausforderungen der mehrdimensionalen Transformation in die Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft begleitet, zieht sich die Stadtplanung eher auf Moderations- und Nutzungsmanagementaufgaben zurück. Währenddessen bleiben Fragen der städtebaulichen Form im stadtplanerischen Selbstverständnis wenig reflektiert, allein schon deshalb, weil es darüber hinaus sowohl in prozessualer als auch in funktionaler Hinsicht so viel zu berücksichtigen gilt, um zu angemessenen Planungsergebnissen zu kommen. In dieser Konstellation setzten alsbald erste Anzeichen einer Gegenbewegung auf dem Weg zu einer „ästhetischen Wende“ ein.

 

3.2 Richtungskämpfe an Hochschulen und in der Praxis

Es soll einer Interpretation der historischen Entwicklungen überlassen bleiben, inwiefern man in der Vermittlung planerischer Inhalte an Hochschulen überhaupt eine echte „ästhetische Wende“ erkennen mag, also eine Art Pendelschlag zurück und weg von den eher kommunikativ-moderationsorientierten „Sekundärtugenden“ der Planung hin zu einer Betonung der städtebaulichen Form. Fachgebiete, die sich mit dem städtebaulichen Entwerfen beschäftigen, hat es sowohl an Planungs- als auch Architekturstudiengängen wohl in den letzten Jahrzehnten beinahe überall gegeben, doch fällt auf, dass mit der Kritik an der städtebaulichen Moderne und dem Aufkommen der kommunikativen Wende deren Bedeutung mindestens in der Emanzipation planerischer Vollstudiengänge von der Architektur zurückgegangen ist (vgl. etwa Altrock/Konter 1999 für die TU Berlin). Die immer wieder beobachtbare Selbstwahrnehmung der Lehrstuhlinhaberinnen für städtebauliches Entwerfen in diesen Studiengängen, in der sich eine zu geringe Bedeutung im jeweiligen Curriculum ausdrückt und aus der ein Einsatz für einen größeren Stellenwert des Entwerfens abgeleitet wird, kann als Spiegel des historischen Bruchs zwischen der Architektur und der Stadtplanung gesehen werden – die Entwerfer, selbst in einem Umfeld der Architektur und häufig mit wesentlich stärkeren Anteilen räumlichen Denkens gegenüber funktionalen Fragen sozialisiert, merken schnell, welche Folgen die interdisziplinären Ausbildungsformen in der Stadtplanung aufweisen, aus denen nur wenige begeisterte städtebauliche Entwerferinnen hervorgehen. Ob dies nun Folge einer geringen Intensität der Auseinandersetzung mit dem Entwerfen oder einer Selbstrekrutierung der Stadtplanung ist, für die sich tendenziell die weniger ausgeprägten entwurflichen Talente begeistern, wird dabei übrigens selten hinterfragt.

Nach einer Emanzipation der jungen Stadtplanungsstudiengänge in den 1970er und 1980er Jahren lässt sich jedoch über den Einsatz der städtebaulichen Entwurfslehrstühle für das Entwerfen hinaus bald das Einsetzen einer Reflexion über die Grenzen der kommunikativen Wende und das Bekenntnis zu einem umfassenden Nachhaltigkeitsanspruch der Planung beobachten (vgl. dazu etwa die Studienreformdiskussionen in Berlin, Dortmund, Hamburg oder Kassel). Sie geht einher mit dem Aufkommen neuer städtebaulicher Herausforderungen im Zusammenhang mit den umfassenden wirtschaftlichen und politischen Umbrüchen um 1990, die der Stadtplanung in der Praxis eine Vielzahl von Militär-, Produktions- und Infrastrukturbrachen teilweise in besten Stadtlagen überantworten. Die für sie zu findenden städtebaulichen Lösungen erfordern eine komplexe Verknüpfung von Nachhaltigkeitsansprüchen und leistungsfähigen Trägerstrukturen und erlauben dabei die Umsetzung nachmoderner städtebaulicher Leitbilder mit funktionaler Mischung, hoher Dichte und Orientierung an der „europäischen Stadt“. Im Zusammenspiel mit einer neuen Auseinandersetzung mit den stadtregionalen Peripherien – beispielsweise in der westdeutschen „Zwischenstadt“ und an den ostdeutschen Stadträndern, – die von den umfangreichen Erfahrungen mit früheren Steuerungsversuchen und deren Grenzen profitieren konnte, führten sie zu einem derart umfangreichen Programm an städtebaulichen Umbau-, Reparatur- und Erweiterungsaufgaben, dass diese mit den strukturierenden Verfahren der Rahmenplanung nicht zu bewältigen waren. Die Eigentums- und Projektkonstellation führte in der Praxis zunächst dazu, dass moderierende und Beteiligungsverfahren im Rahmen der planerischen Konfliktbewältigung immer nur in Einzelfällen eine große Bedeutung beigemessen wurde. Ansonsten nahmen bei der Definition der stadträumlichen Grundkoordinaten städtebauliche Wettbewerbs- und Masterplanverfahren die entscheidenden Weichenstellungen vor. Schon durch die dort vorgegebene Rolle städtebaulicher Entwurfsexperten (Wettbewerbsteilnehmerinnen, Wettbewerbsjurys) nahm de facto die Rolle des Städtebaus wieder deutlich zu. Die Schlüsselrolle, die dabei zunehmend private Investorinnen und Developer spielten, sowie die Selbstbezogenheit der mitunter parallel behandelten Einzelprojekte mindestens in größeren Städten ließen in den 1990er Jahren die Notwendigkeit eines stadtentwicklungsplanerisch-integrierten inneren Zusammenhangs immer bedeutsamer erscheinen, obwohl zu diesem Zeitpunkt die rahmenplanerischen Methoden beispielsweise der Stadtteilentwicklungspläne als wenig wirksam erachtet und als Ausdruck einer vergangenen Epoche der Planungseuphorie negativ stigmatisiert wurden. In dem allgemeinen Klima einer allmählichen Entstaatlichung verloren genau diese koordinierenden Pläne an Bedeutung. Doch Mitte der 1990er Jahre deutete sich interessanterweise bereits an, dass dies nicht etwa eine Aufgabe der stadträumlichen Steuerung zur Folge haben würde. Besonders augenfällig war in diesem Zusammenhang der Fall Berlin. So wurden die noch Anfang der 1990er Jahre mit reduziertem Programm und Aufwand auf den Ostteil der Stadt übertragenen „Bereichsentwicklungspläne“, typische Rahmenpläne zur mittelfristigen Koordination von Infrastrukturbedarf, Flächenansprüchen und Qualitätsanforderungen auf einer eher abstrakten Ebene, immer mehr in den Hintergrund gedrängt und wurde ihre Wirksamkeit bestritten. Die zweite Hälfte der 1990er Jahre begann, aufbauend auf dem seit Ende der 1980er Jahre zögerlich entwickelten Leitbild der „kritischen Rekonstruktion“ (Kleihues 1987), dort mit einem städtebaulichen Paukenschlag: Der in der Fachöffentlichkeit vernehmbare Ruf nach einer gestalterischen Koordination der bereits unübersehbaren Vielzahl von Einzelprojekten für die Berliner Mitte wurde in der Beauftragung des „Planwerks Innenstadt“ im Jahr 1996 durch den inzwischen von der Senatsbauverwaltung zur Stadtentwicklungsverwaltung gewechselten Staatssekretär Stimmann gebündelt (vgl. SenSUT Berlin 1999). Letzterer verfolgte damit neben der Gesamtkoordination gestalterischer Belange in einem Masterplan neuen Typs, der auch stadtwirtschaftliche Gesichtspunkte mit berücksichtigen sollte, vor allem auch das Ziel, devastierte Stadträume der städtebaulich-architektonischen Moderne und ihre Verkehrstrassen zu „reparieren“. Allerdings wurde dabei kaum jemals auch nur annähernd deutlich, wie sich der riesige heterogene Stadtkörper der Berliner Innenstadt plausibel gesamthaft gestalterisch koordinieren und – über die Vereinheitlichung der Darstellung in Plänen und Modellen – einer übergreifenden Idee unterordnen lassen könnte. Dies wird besonders an den bis heute, 20 Jahre später, wenig erfolgreichen Versuchen deutlich, Blockrandbebauungskonzepte und die Wiederherstellung historischer Straßenräume auch über ostdeutsche Plattenbaugroßsiedlungen, große innerstädtische Freiräume oder autobahnartige Verkehrstrassen zu legen – so kritikwürdig diese in ihrer städtebaulichen Qualität auch sein mögen. Analysiert man jenseits der vielfältigen Auseinandersetzungen und Weiterentwicklungen um das Planwerk, welcher Wechsel sich planerisch-instrumentell dabei vollzogen hat, so zeigt sich, dass inzwischen Masterpläne zum planerischen Mainstream geworden sind, sich im Gegensatz zu den Bereichsentwicklungsplänen einer städtebaulich-gestalterischen Sprache bedienen und stadträumliche Anschaulichkeit reklamieren, ohne jedoch allzu wörtlich genommen werden zu wollen. Wie sie planerisch steuern und dass sie letztlich einem Rückzug der öffentlichen Hand in der Planung Vorschub leisten, wird derzeit besonders deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass in Zeiten eines dynamischen Wohnungsmarkts die Stadtentwicklung auch durch den vorher vollzogenen Rückzug an Umsetzungshindernisse stößt: indem nämlich die für den Wohnungsbau erforderliche begleitende Infrastruktur kaum realisiert werden kann, weil die dafür notwendigen Grundstücke nicht in einer flächenhaft koordinierenden Planung wie etwa der Bereichsentwicklungsplanung vorgehalten wurden.

Die Ansätze zu einer „ästhetischen Wende“ wurden in den 1990er Jahren von einer Reihe von strategischen Versuchen begleitet, um die etwas mehr als eine Professorengeneration alten Stadtplanungsstudiengänge wieder stärker städtebaulich auszurichten. Die Klage über die vermeintliche gestalterische Inkompetenz von Planern, die nach mehr Beteiligung und mehr Ökologie riefen, während sich in der Realität draußen wieder „die Kräne drehen“ sollten (Wolfgang Nagel) und man im Umgang mit privaten Investoren den „Tiger reiten“ wollte (Volker Hassemer), nahmen vor allem, aber nicht nur Altvordere aufs Korn, die selbst noch den Städtebauschulen aus der Zeit vor der Abspaltung der Stadtplanung von der Architektur entstammten und in äußerst einflussreiche Positionen gekommen waren: Egbert Kossak als Hamburger Oberbaudirektor wollte die Harburger Stadtplanungsausbildung recht einseitig künstlerisch-gestalterisch ausrichten, der aus DDR-Zeiten in die Vereinigungszeit hinübergerettete Weimarer Stadtplanungsstudiengang wurde abgewickelt, in Cottbus richteten Städtebauer aus der Fakultät Architektur den neu konzipierten Stadtplanungsstudiengang von vorneherein sehr gestalterisch aus, Masterstudiengänge mit gestalterischem Schwerpunkt wie Urban Design wurden u.a. in Berlin entwickelt. Die Leitmelodie dazu formulierte treffend Klaus Humpert (2009), selbst Städtebauprofessor in Stuttgart und Dezernent in Freiburg mit dem Credo, man benötige vor allem eine schlagkräftige kleine Schar von Stadtgestalterinnen und weniger große Stadtplanungsverwaltungen, dann könnten Innenstädte so erfolgreich wie Freiburg revitalisiert werden.

 

3.3 Die Baukulturbewegung als Spiegel des Ringens zwischen städtebaulicher Ergebnis- und Prozessqualität

Vor dem Hintergrund dieses Aufbegehrens einer ästhetisch geschulten und einerseits Verantwortung übernehmenden, andererseits aber manchmal mit einem Schuss Selbstüberschätzung der eigenen Profession vielleicht auch über das Ziel hinaus schießenden Gruppe von Architekten-Städtebauerinnen gegenüber einer Reduzierung planerischen Handelns auf Moderation und Prozesssteuerung verwundern vielleicht die Beharrungskräfte des Planungssystems. Es nahm zwar bei vielerlei Gelegenheit insbesondere die instrumentellen Neuerungen auf, doch ließen sich die Komplexität der im Planungsalltag zu koordinierenden und miteinander abzuwägenden Sachzwänge und Belange sowie die dafür vorgesehenen formellen Routinen einer reifen Bürokratie nicht einfach aushebeln. Wie entwurflich tätige Architekten nicht müde werden zu betonen, lässt sich aber Entwurfsqualität über formelle Verfahren kaum erzwingen – allenfalls tragen Qualitätssicherungsinstrumente wie die Bauleitplanung, Gestaltungsrichtlinien und Gestaltungssatzungen neben ihren sonstigen Funktionen dazu bei, unabgestimmte Heterogenität in der Raumstruktur zu vermeiden oder wenigstens zu mildern. Gleichwohl haben sich im Übergang zur städtebaulich-architektonischen Nachmoderne im Zuge der gesellschaftlichen Nachhaltigkeitsdebatte Verfahrensstandards herausgebildet, die etwa der Umwelt- oder auch der sozialen Verträglichkeit der Stadtentwicklung dienen sollen. So bewehrt, wird der Spielraum zur Suche nach „Schönheit“ im Sinne städtebaulich-gestalterischer Qualität im Raum zwar nicht zwangsläufig ausgetrocknet, aber doch in ein Korsett umfangreicher zusätzlicher Anforderungen eingebettet, die den „großen Wurf“ eines alles integrierenden Gott-Vater-Entwerfers unwahrscheinlicher machen. Die betreffenden Anforderungen als Ausgangspunkt einer anderen Art von Schönheit zu verstehen, war vielleicht mit prägend für Neuinterpretationen der Hinterlassenschaften der industriellen Moderne und ihrer Umformung im Rahmen von landschaftsplanerischen Interventionen der IBA Emscher Park und ihrer Zeitgenossen. Den allgemeinen schleichenden Rückzug des Staats aus der Stadtproduktion, bedingt durch die Folgen von Entstaatlichungstendenzen im Wohnungsbau oder der Infrastrukturbereitstellung, der staatlichen Liegenschaftspolitik sowie der verringerten Handlungsfähigkeit planerischer Steuerung im Umgang mit privaten Investoren und Developerinnen, konnte dies allerdings nicht stoppen. In ihrer Rolle als zahnloser Dompteur privater Interessen unter dem Druck der wirtschaftlichen Verhältnisse in der zunehmenden globalen Städtekonkurrenz geben viele Städte – ob dies nun ein Ausdruck selbst gewählter politischer Zurückhaltung oder tatsächlicher Machtlosigkeit gegenüber der Privatwirtschaft ist, spielt dabei keine wesentliche Rolle – ihren möglichen Steuerungsanspruch auf und sehen sich gerade im Hinblick auf die Frage der Gestaltung als Spielball globaler Profitinteressen, anonymer Eigentümerinnen und auswärtiger Kapitalgeber sowie kürzer werdender Abschreibungszyklen.

Einen Reflex hierauf stellt die Baukulturbewegung dar, die angesichts eines veränderten Staatsverständnisses ohne wirkungsvolle Instrumente zur Erzwingung von Schönheit darauf setzt, den längst auf der Leitbildebene konsensualen gesellschaftlichen Qualitätsansprüchen der Nachhaltigkeitsdebatte eine weitere Facette hinzuzufügen und für ein anderes Bewusstsein für städtebaulich-gestalterische Fragen einzutreten. Viel ist dazu geschrieben worden, doch reduziert man seinen innovativen Impetus auf seinen Kern, so besteht er darin, über kulturell sensible Kreise hinaus darauf hinzuweisen, was einen wesentlichen Teil des Selbstverständnisses der Architektur ausmacht: dass alles räumliche Handeln Entwurfsaufgabe sei, dass also auch in der Banalität der Discounter-Architektur oder in den wirtschaftlichen Zwängen des Bauens für das Existenzminimum usw. nach der intensivsten gestalterischen Durchdringung der jeweiligen Entwurfsaufgabe bis ins Detail zu suchen sei. Angesichts der in Zeiten der „ästhetischen Wende“ bereits erreichten gesellschaftlichen Verankerung sozialer und ökologischer Fragen sowie der Schärfe der Auseinandersetzung um sie im Widerstreit mit ökonomischen Interessen erscheint es kein Zufall, dass schon allein der Diskurs über den Begriff von Baukultur Konflikte aufwerfen musste. Letztlich spiegelt er genau die fachliche Auseinandersetzung zwischen dem kommunikativen Planungsparadigma (Primat der Sicherung von Beteiligungs- und Prozessqualität) und dem städtebaulich-gestalterischen Anspruch (Suche nach der höchsten Ergebnisqualität – allerdings häufig ohne sie für Nichtfachleute überzeugend kommunizieren zu können) dar. Das Ringen um mehr Baukultur ist folgerichtig vielerorts zu einer Auseinandersetzung zwischen städtebaulicher Ergebnis- und Prozessqualität geworden. Darüber gerät bisweilen aus dem Blickfeld, welche Bedeutung die besondere Thematisierung vernachlässigter Entwurfsaufgaben (wie beispielsweise schon sehr früh der Discounter-Architektur durch das Europäische Haus der Stadtkultur) haben kann, wenn es um eine gesellschaftliche Verständigung auf mehr Sorgfalt in der Auseinandersetzung mit vermeintlich banalen oder lediglich von Kapitalinteressen dominierten Entwurfsaufgaben geht. Trotz dieser Errungenschaften der Baukulturdebatte taugt diese vor Ort kaum zu einer Verschiebung der Machtverhältnisse. In der Formulierung baukultureller Prinzipien, dem Werben für einen höheren Stellenwert gestalterischer Qualitätsfragen, der Inthronisation von Beiräten oder der Nutzung anderer Instrumente zur Qualitätsförderung und Qualitätssicherung und der Verbindlichkeit, mit denen die von diesen Instrumenten produzierten Empfehlungen in politischen und Verwaltungsentscheidungen gewürdigt werden, drückt sich letztlich doch nur die kulturelle Verfasstheit des jeweiligen Gemeinwesens aus – mit anderen Worten: reife baukulturelle Praxis ist eher als Ausfluss von dessen kultureller Sensibilität zu sehen und von deren Bereitschaft, kulturellen Belangen gesellschaftliche und politische Aufmerksamkeit zu schenken, denn als wirkungsvolles Instrument, das bestimmte Akteure bewusst zur Durchsetzung von Veränderungen im Hinblick auf gestalterische Qualitäten einsetzen könnten. Baukultur lässt sich also nicht erzwingen, so die hier vertretene These, und taugt damit auch kaum zur städtebaulich-gestalterischen Strategie. Das soll nicht heißen, dass man sich nicht ihrer Ansätze bedienen sollte, nur stellen sie nicht zwangsläufig einen Ersatz für andere Steuerungsinstrumente der räumlichen Entwicklung in Zeiten dar, in denen der lokale Staat sich stadtentwicklungspolitisch nichts Ernsthaftes mehr zutraut. Auffälligerweise sind demgemäß auch Städte gerade dann baukulturell stark, wenn sie auch ansonsten über einen starken politischen Gestaltungswillen verfügen, und umgekehrt.

 

3.4 Ein Platz für Schönheit zwischen performativer Planung und Investorenstädtebau?

Versteht man die dargestellten Entwicklungen als Hintergrund für die aktuelle Schönheitsdebatte, dann wird deutlich, dass die hier postulierte ästhetische Wende in Teilen des stadtentwicklungspolitischen Diskurses Ausdruck der Suche nach einem inneren gestalterischen Zusammenhang in einer überkomplexen städtischen Realität ist. In ihr sind weder bürgerliche Selbstregulierungskräfte, technologische Rahmenbedingungen noch eindeutige Machtverhältnisse dazu in der Lage, eine konsensuale, von weiten Teilen der Gesellschaft akzeptierte und überdies von der Fachwelt – den wesentlichen an der Stadtproduktion mit gestalterischem Anspruch beteiligten Disziplinen und ihrer Vertreterinnen – breit getragene Vision von Stadtgestalt bzw. der Schönheit von Stadt herzustellen. Die Suche macht aber deutlich, dass gerade in der Fachwelt zwischen Architekten und Stadtplanerinnen in Forschung, Lehre und Praxis ein breites Unbehagen an diesem Zustand besteht. Bislang scheinen allerdings die daraus abgeleiteten Folgerungen, die sich im Wesentlichen in der Kölner Erklärung, der Antwort 100% Stadt sowie anderen fachöffentlichen Verlautbarungen finden, weder ihrerseits breite Akzeptanz erlangen zu können noch sinnvolle Wege zur Überwindung der geschilderten Dilemmata aufzuzeigen. Auffällig ist dabei, dass insbesondere im Feuilleton und der Architekturkritik dieses kontroverse Ringen als Schwäche des Diskurses abgetan wird – ohne anzuerkennen, wie schwierig die Auseinandersetzung hier sowohl wegen der Komplexität der Akteure und ihrer Vorstellungen als auch der eingeschränkten Handlungsspielräume zur Beeinflussung der Praxis ist. Es bleibt hinzuzufügen, dass es im Zusammenspiel mit Investorinnen und ihren Vorstellungen von Städtebau sowie in Zeiten äußerst unterschiedlicher lokaler Stadtentwicklungsdynamiken von Boom bis Schrumpfung zu zusätzlichen Ausdifferenzierungen des Diskurses und der Versuche einer Umsetzung von Schönheit und Gestaltungsansprüchen kommt. Jeweils spielen dabei Fragen des Verhältnisses zwischen projektbezogenen Entscheidungen und ihrer Einbettung in den städtischen oder wenigstens quartiersbezogenen Kontext eine wesentliche Rolle. Die Frage nach dem Grad der Kontextualisierung von Entscheidungen stellt eine Herausforderung mit den Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen von Bauherren dar – und zwar weitgehend unabhängig davon, ob diese sich in einem Wachstums- oder Schrumpfungsumfeld bewegen. Weiterhin sind sie aber eine Herausforderung für den Umgang mit gestalterischen Einzelentscheidungen von Architekten. Diese stellen ihrerseits – so sie über den betreffenden Spielraum zur Durchsetzung eigener gestalterischer Überlegungen überhaupt verfügen – neben Überlegungen zu einer zwanglosen Einfügung in das städtebauliche Umfeld auf Inszenierung und Kontrastierung ihres eigenen Entwurfs gegenüber ihrer Nachbarschaft ab.

Künstlerische Qualität des Ausdrucks unabhängig vom jeweiligen modischen Zeitgeschmack und innovativer Umgang mit den fachlichen Möglichkeiten der Zeit gehen ebenfalls in die Schönheitsüberlegungen ein. Die Berücksichtigung von Benutzerstandpunkten spielt dabei eine Rolle. Doch eine Anbiederung an den Laiengeschmack scheidet aufgrund des Selbstverständnisses, einer in Gestaltungsfragen geschulten Disziplin anzugehören, tendenziell aus. Macht man sich klar, dass gerade in Zeiten der Schrumpfung und der harten Durchsetzung von Kapitalinteressen in einem Umfeld globalisierter anonymer Investoren und Developerinnen – Architekten beklagen in diesem Zusammenhang, es gebe kaum noch langfristig agierende, bestandshaltende oder gar ortsverbundene „Bauherren“, die eine weitergehende Verantwortung für den Ort, an dem sie bauen, übernehmen – die Rolle der Gestalter zunehmend in Frage gestellt wird, macht dies ein zusätzliches Dilemma deutlich. Gestalterinnen sind nicht nur im Sog einer gesamtgesellschaftlichen Kritik an Expertentum im Kreuzfeuer der öffentlichen Meinung, sie werden überdies als elitär, an den Interessen der Benutzerinnen von Stadt vorbei agierend wahrgenommen. Wenn aber ohnehin kein Nutzungsdruck besteht, wie dies in schrumpfenden Städten häufig der Fall ist, und sich Architektinnen und Planer gemeinsam mit anderen Akteuren auf den Weg machen, in performativen Akten alternative Zugänge zu einer sinnvollen Nutzung des Raums überhaupt erst neu zu entdecken, dann stehen auch konventionelle Schönheitsbegriffe auf dem Prüfstand. Dabei droht den Gestalterinnen und Gestaltern allerdings zusätzliches Ungemach: Aus ihrer eigenen Profession werden sie zuweilen dafür angegriffen, vermeintlich gestalterische Standards abzusenken, gerade wenn temporäre Gebäude oder Installationen mit einfachen Mitteln und ohne einen ausgefeilten Umgang mit den zur Verfügung stehenden Materialien und mit knappen Budgets arbeiten müssen. Wo sich in diesem Dilemma Perspektiven für ein neues Verständnis von Schönheit auftun können, ist nicht immer klar. Die Kölner Erklärung mag vor diesem Hintergrund – auch wenn sie sich eher gegen die Grenzen von Investorenstädtebau als die bescheidene Ästhetik temporärer Bauten richtet – als ein verzweifelter Ruf nach mehr Aufmerksamkeit, aber auch Ressourcen für die Herstellung eines gestalterischen Mehrwerts über die schnöde Realität der alltäglichen Stadtproduktion hinaus verstanden werden.

 

4. Die Beiträge in diesem Band

 

Zu dem wichtigen Unterfangen, die umfangreichen planerischen Kompetenzen in der Auseinandersetzung mit der schönen Stadt sichtbarer zu machen, möchten wir mit der vorliegenden Planungsrundschau einen Beitrag leisten. Für unseren Call for Papers zum Thema „Die schöne Stadt“, der etwa zeitgleich zur Kölner Erklärung im Mai 2014 veröffentlicht wurde, hätte es kaum einen besseren Zeitpunkt geben können. Wir erhielten eine große Bandbreite an Vorschlägen für Beiträge, die zeigten, wie intensiv sich Planerinnen und Städtebauer in ihrer Forschung und Praxis mit dem Thema Schönheit auseinandersetzen, ohne gleichzeitig die Komplexität schöner Stadtgestalt aus den Augen zu verlieren. Vor diesem Hintergrund entschieden wir uns dafür, zwei Bände zum Thema mit verschiedenen Schwerpunkten herauszugeben. Der hier vorliegende erste Band versammelt Beiträge zum Begriff, zur Philosophie und zur Konstruktion von (städtischer, städtebaulicher) Schönheit und zur Schönheit im Städtebau.

In seinem Auftaktbeitrag behandelt Cyrus Zahiri den grundlegenden Zusammenhang von Ästhetik und Stadt in vier Annäherungen. Zunächst fragt er nach der Verortung des Städtebaus in einem bestimmten Wissensfeld und den dazugehörigen Methoden der Erkenntnisgewinnung. Daran anschließend beleuchtet er den Stellenwert von Ästhetik und Kunst bei der Genese der mit städtebaulichen Fragen befassten Disziplinen. Den Begriff der „Europäischen Stadt“, dem in unterschiedlichen Abschnitten der europäischen Stadtentwicklung ähnliche ästhetische Merkmale zugeschrieben werden, untersucht Zahiri darauf, ob sich mit ihm ein übergreifender ästhetischer Konsens verbindet. Abschließend nimmt er eine Auswahl von Theorien zur Ästhetik in den Blick, um sie auf ihren Einfluss auf den Städtebau hin zu überprüfen.

Die geschichtlich fundierten Grundlegungen werden in einem zweiten Block näher untersucht und aufschlussreich weiter vertieft. Carmen Enss geht auf die vor 100 Jahren unter Städtebauern der Reform- und Heimatbewegungen verbreiteten und von Camillo Sitte inspirierten Ansätze, durch gezielte Auswahl von historischen Bauten und anderer Elemente der historischen Städte Leitlinien für den modernen Städtebau und Entwurfsanregungen zu erhalten. Von maßgeblicher Bedeutung sind hierfür im süddeutschen Raum Theodor Fischer und für die historischen Städte Italiens Gustavo Giovannoni. Zentral für das heutige Verständnis von Städtebau sind sie nicht zuletzt wegen ihrer vormodernen Ansätze, im Kontext der bestehenden Stadt Neues zu entwickeln.

Stephanie Herold untersucht die enge Verbindung zwischen ästhetischen und gesellschaftlich-moralischen Idealen im Städtebau ab Ende des 19. Jahrhunderts. Das „Schöne“ stellt dabei nicht nur eine ästhetische Kategorie, sondern ein moralisches Konzept in Einheit mit dem „Wahren und Guten“ dar. Mithilfe der ästhetischen Konzepte des „Malerischen“ und des „Harmonischen“ verdeutlicht sie die Wandelbarkeit ästhetischer Ideale im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und erklärt sowohl die Idealisierung historischer Formen als auch funktionalistische Schönheitsvorstellungen im historischen Kontext.

Die vier anschließenden Beiträge brechen die angestellten Überlegungen auf die heutige Stadt in ihrer Komplexität herunter und machen insbesondere deutlich, wie vielgestaltig sich Schönheit darstellen kann. Hans-Helmut Nolte zeigt auf, dass sich Schönheit gerade nicht in idealen Vorstellungen findet, sondern immer wieder entdeckt, interpretiert und gesehen werden muss. Er macht deutlich, welche Rolle dabei Gewachsenheit und Weiterentwicklung städtischer Räume zukommen, wie Architektur im Ensemble wirkt, aber auch mit Brüchen umgehen kann und muss.

Thomas Sieverts diskutiert das Konzept des „gelebten“ Raums und seiner Bedeutung für die Atmosphäre der Stadt. Die emotional-lebendige Wahrnehmung und ihre Förderung werden von ihm als wesentlich für eine schöne Stadt erachtet. Er erläutert in diesem Zusammenhang die Bedeutung von Kunst und Bespielung des Stadtraums sowie dessen Grenzen.

Christa Reicher plädiert in ihrem Beitrag für mehr Stadtbaukultur. Auch sie diskutiert die Bedeutung von Atmosphäre und Identität und prägt dabei den Begriff der „vierten Dimension“ des Städtischen, die sich auf die vom Betrachter subjektiv wahrgenommene Ausstrahlung bezieht und auf Vertrautheit angewiesen ist. Zentral ist in ihrer Argumentation allerdings, dass Schönheit vielfach im Aushandlungsprozesses verschiedener Interessen im Kontext unterschiedlicher politischer und religiöser Systeme und spezifischer lokaler Rahmenbedingungen zustande kommt.

Die Betrachtungen zum Stadtraum, die Philipp Dechow vorstellt, weisen eine besondere „Ästhetik der Tiefe“ nach. Fassaden unterschiedlicher Epochen, so seine These, erzeugen verschieden ausgeprägte Tiefenentwicklungen, die das Raumempfinden entscheidend bestimmen. Tiefe als Schlüsselbegriff eines für den Stadtraum relevanten Schönheitsverständnisses könnte das klassische Schönheitsideal um wichtige Kriterien ergänzen und den Diskurs um die Schönheit der Stadt bereichern. Insbesondere geht es ihm dabei darum, Ursachen für Defizite der Moderne zu identifizieren, ohne einem simplen Traditionalismus zu verfallen.

In einem weiteren Block werden unterschiedlich gelagerte Schönheitsdiskurse in mitteleuropäischen Städten präsentiert, die fallstudienartig deutlich machen, wie sich ästhetische Vorstellungen in der Stadt von heute bewähren und wie der Schönheitsbegriff in der Städtebaudebatte verwendet wird. Christiane Rhede-Bauers und Anne Volkmann gehen darauf ein, wie Schönheit im Zusammenhang mit historischen Stadtbildern begriffen wird. Ihre Untersuchung zum umstrittenen Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche schließt an die Rekonstruktionsdebatte der letzten Jahre an und arbeitet heraus, wie in dieser argumentativ auf „Schönheit“ zurückgegriffen wird. Durch eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Begriff der „Authentizität“ versuchen sie, für derartige stark emotional gefärbte Debatten eine stärker objektivierte begriffliche Grundlage zu schaffen.

Johannes Suitner legt dar, wie „kulturbasierte Ästhetisierungen“ für hegemoniale Stadtentwicklungsdiskurse eingesetzt werden. Er schließt dabei an die Vielzahl von Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen Kultur und Stadtentwicklung an. Wien eignet sich unzweifelhaft als hervorragendes Fallbeispiel dafür, aufzuzeigen, wie selbst eine im Grunde von sozialer Verantwortung geprägte Stadtpolitik nicht davor Halt macht, den Karlsplatz als eines der letzten Refugien für sozial Benachteiligte in der Innenstadt in einem explizit auf Schönheit ausgerichteten Prozess aufzuwerten und damit Schönheit und soziale Verantwortung zu Lasten der sozial Benachteiligten gegeneinander auszuspielen.

Annette Rudolph-Cleff und Nebojša Čamprag argumentieren in eine ähnliche Richtung wie die beiden vorigen Beiträge, wenn sie am Beispiel der Stadt Frankfurt am Main danach fragen, wem die „schöne Stadt“ eigentlich gehört. Sie zeigen auf, wie es zu dem negativen Bild von Frankfurt gekommen ist und wie mit ihm über die Jahrzehnte umgegangen wurde. Eine besondere Rolle kommt dabei seit einiger Zeit Branding und Marketing zu. Gegensätzliche Stoßrichtungen einer städtischen Attraktivitätspolitik, die sowohl touristischen als auch bewohnerorientierten Zielen genügen muss und dabei der „Schönheit“ des Stadtbilds Beachtung schenkt, werden in der Stadt durch eine Herausarbeitung ihrer Vielschichtigkeit vereint.

Christian Holl resümiert abschließend Verlauf und wesentliche Merkmale der aktuellen Schönheitsdebatte in der Fachwelt und ordnet diese in eine historische Betrachtung ein. Dabei schließt er an die Überlegungen von Cyrus Zahiri und Stephanie Herold an. Insbesondere die in der Schönheitsdebatte nachzuweisenden normativen und appellativen Bedeutungen, die dem Begriff der Schönheit tendenziell etwas Absolutes verleihen wollen, sieht er äußerst skeptisch, nicht zuletzt deshalb, weil er in Verbindung mit seiner Verwendung eine Reduzierung der städtebaulichen Aufgaben befürchtet, die weitergehende Herausforderungen der Schaffung nachhaltiger und lebensfähiger Städte in den Hintergrund drängt.

Zwischen die genannten Beiträge streuen wir mehrere sehr persönliche Auseinandersetzungen von Städtebauern in loser Folge ein, die durch ihre Tätigkeit in der Praxis als bauende Architektinnen, Städtebauer oder Baudezernentinnen größerer Städte sowie durch ihr Wirken an Hochschulen von sich reden gemacht haben. Sie waren aufgefordert, ihre auf praktischen Erfahrungen basierenden Überlegungen zur „Schönheit“ von Städten anhand von Referenzbeispielen schöner Städte knapp darzulegen. Das dabei entstandene Kompendium kann nicht nur als Sammlung von Anregungen und als Orientierung dienen, wenn es darum geht, sich über Möglichkeiten zur Schaffung und Weiterentwicklung schöner Städte zu verständigen. Vielmehr freuen wir uns, dass Teilnehmerinnen einer mitunter kontrovers geführten Städtebaudebatte hier ihre Positionen explizit zum Nachlesen darlegen und somit eine Grundlage dafür geschaffen wird, sich gegenseitig besser zu verstehen. Es wird dabei kaum überraschen, wie vielfältig die dargelegten Positionen sind. Eindrucksvoll zeigt sich, wo Ursprünge der jeweiligen Schönheitsverständnisse zu suchen sind und wie sie von Schlüsselerlebnissen sowie besonderen städtischen Situationen geprägt werden. Einen derartigen Kurzbeitrag haben vonseiten der praktisch und an Hochschulen tätigen Architekten, Städtebauerinnen und Stadtforscherinnen Sonja Beeck (Berlin), Paolo Fusi (Hamburg), Ulli Hellweg (Hamburg), Christoph Mäckler (Frankfurt/Dortmund), Peter Malnikow (Berlin), Markus Neppl (Köln/Karlsruhe), J. Alexander Schmidt (Essen), Thomas Sieverts (München), Wolfgang Sonne (Dortmund), Stefan Rettich (Kassel), Michael Trieb (Stuttgart), Ralf Weber (Dresden) und Detlef Weitz (Berlin) sowie als Vertreterinnen von Städten Uwe Bodemann (Hannover), Elisabeth Merk (München), Hartwig Schultheiß (Münster) und Michael Stojan (Siegen) geliefert. Ihre Beiträge bilden einen reichhaltigen Fundus von Positionen, die unterschiedliche Städtebauauffassungen, Schulen, Regionen, Stadtgrößen und Stadttypen sowie Generationen repräsentieren und so vielleicht einen kleinen Beitrag zu einer Geschichte der Städtebaudebatten in Deutschland leisten könnten.

Der zweite Band wird sich noch stärker der Frage nach Schönheit in der städtebaulichen Praxis zuwenden. Er wird insbesondere nach dem Verhältnis von Fachleuten und Benutzerinnen von Stadt fragen und einen tastenden Blick deutlich über Deutschland und Mitteleuropa hinaus wagen. Wir hoffen, dass diese zwei Bände der Planungsrundschau der vielerorts vorhandenen (Gestalt-) Kompetenz von Planerinnen und Städtebauern zu einer noch besseren Sichtbarkeit verhelfen und die Reflexion zum Thema konstruktiv weiter beflügeln. Über Kommentare und Anregungen freuen wir uns.

 

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